Solidaritätsadresse zum Anschlag auf den ver.di-Warnstreik
18.02.2025
Wir stehen entschlossen mit ver.di, den am Streik beteiligten Kolleg*innen und anderen Gewerkschaften für eine solidarische und offene Gesellschaft, die Unterstützung der Opfer dieses Anschlags und ihrer Angehörigen und gegen eine politische und populistische Vereinnahmung ihres Leidens und ihrer Trauer.
Mit Entsetzen und in Sorge um unsere Freund*innen und Kolleg*innen verfolgten wir am vergangenen Donnerstag, den 13.02.2024, Nachrichten und Augenzeugenberichte aus München, wo ein Auto in einen Streikzug der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di gefahren war. Im Rahmen der Tarifverhandlungen zum TVöD 2025 nahmen unter anderem Mitarbeiter*innen der Landeshauptstadt München, der Stadtwerke München, von städtischen Kindertagesstätten, und sozialen Diensten, teilweise mit Familienmitgliedern, ihr Streikrecht wahr. Auch Mitglieder des DBSH Bayern beteiligten sich am Streik.
Bei dem Vorfall, der von Polizei und Staatsanwaltschaft inzwischen als terroristischer Anschlag, aber auch als Einzeltat behandelt wird, wurden 39 Personen verletzt. Der Täter konnte direkt vor Ort festgesetzt werden. Alle Verletzten haben inzwischen medizinische und psychologische Hilfe erhalten. Wir bedanken uns bei den Rettungs- und Einsatzkräften sowie bei allen Kolleg*innen, die sich den Beschreibungen nach vor Ort um physisch und psychisch Verletzte und Organisatorisches kümmerten und das auch jetzt noch anderweitig tun. Innerhalb weniger Stunden entwickelte sich in München ein beispielhaftes Netzwerk der Unterstützung und Anteilnahme, aus der bereits am Donnerstagabend eine Solidaritätskundgebung der Münchner Stadtgesellschaft entstand.
Am Samstag, den 15.02.2025 wurde bekannt, dass eine 37jährige Teilnehmerin am Streik und ihre zweijährige Tochter an ihren Verletzungen verstorben sind.
Der DBSH Bayern steht gemeinsam mit anderen Gewerkschaften solidarisch und entschlossen an der Seite von ver.di und der betroffenen Kolleg*innen. Wir schließen uns dem Spendenaufruf des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) und des Vereins „Gewerkschaften helfen e.V.“ an, der für die Betroffenen Geld sammelt, um sie bei ihrer medizinischen Versorgung und der Rückkehr in den Alltag zu unterstützen.
Spenden bitte an das Spendenkonto „Gewerkschaften helfen e.V.“, IBAN DE55 2506 0000 0152 0114 90, BIC NOLADE2HXX mit dem Stichwort „Opfer Demo München“ überweisen.
Der DBSH Bayern stellt sich außerdem entschieden gegen eine politische und populistische Vereinnahmung der Verletzungen und der Leiden der Kolleg*innen sowie des Todes von Mutter und Tochter. Wir verweisen auf die Grundsätze unserer Profession: Den Einsatz für soziale Gerechtigkeit, die Wahrung der Menschenrechte, die gemeinsame Verantwortung füreinander und die Achtung der Vielfalt. Eine Verschärfung der Migrationspolitik und damit eine Einschränkung der Rechte von Geflüchteten und Migrant*innen würde einen nicht hinnehmbaren Einschnitt in das Grundgesetz und den gesellschaftlichen Zusammenhalt Deutschlands bedeuten. Wir gehen außerdem davon aus, dass eine solche Vereinnahmung nicht im Sinne der betroffenen Kolleg*innen ist.
Quellen:
1 Fachbereichstag Soziale Arbeit und DBSH (2016): Deutschsprachige Definition Sozialer Arbeit, https://www.dbsh.de/media/dbshwww/redaktionell/bilder/Profession/20161114_Dt_Def_Sozialer_Arbeit_FBTS_DBSH_01.pdf, Zugriff am 16.02.2025
2 Süddeutsche Zeitung (15.02.2025): Statement nach Anschlag in München - Familie bittet darum, Tod der Verstorbenen nicht zu instrumentalisieren, www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-anschlag-tote-angehoerige-statement-li.3202999, Zugriff am 16.02.2025
Hinweis: Die offizielle Solidaritätsadresse finden Sie auch unter dem Reiter "Positionspapiere".